Personell geschwächte Grötzinger Kunstturner unterliegen erneut deutlich
Ohne die Best-Ager Lazar Bratan (Länderkampf gegen Japan, Großbritannien und USA) und Jens Rudat (Fan-Weltmeister in Antwerpen, s.u.) übernahm der verbliebene Team-Oldie Thomas Hanke die undankbare Aufgabe, die auch in den jüngeren Jahrgängen nur eingeschränkt verfügbare Mannschaft (Nikolai Parkin beruflich verhindert, Marco Richter nicht einsetzbar, Leo Huber erkältungsgeschwächt, Julian Bertsch ab dem 1. Gerät fußverletzt) wie die Lämmer zur Schlachtbank zu führen.
Dabei gestaltete sich der Auftakt am Boden mit zwei Unentschieden zu Beginn durchaus hoffnungsvoll, und ohne die oben erwähnte Verletzung von Julian gegen Ende seiner Übung hätte das Gerät durchaus gewonnen werden können. Am Pferd war es dann allerdings vorbei mit der Herrlichkeit: Wie schon zum Saisonauftakt in Backnang kam einzig Björn Brücher sauber durch seine Übung und sicherte hier die einzigen Zähler für den TSV. Dass das Gerät trotzdem mit 5:10 Punkten verloren ging, war umso ärgerlicher, als dass auch die Münchner Gäste ihre liebe Not mit dem störrischen Gaul hatten – das oft leichtfertig verwendete Schlagwort „Not gegen Elend“ hatte hier allemal seine Berechtigung.
Anschauungsunterricht hätte man zeitgleich in Antwerpen nehmen können, auch wenn Nils Dunkel als erster Deutscher WM-Finalist am Pauschenpferd seit sehr langer Zeit leider nicht noch einmal so perfekt durch seine Übung kam wie noch in der Qualifikation – hätte man, wenn nicht die DTL-Mitgliedsvereine der 2. und 3. Bundesligen mehrheitlich beschlossen hätten, die WM vor der Haustür zugunsten eines kompakteren Wettkampfkalenders sausen zu lassen (der TSV glänzte bei der fraglichen Abstimmung durch Abwesenheit). Selbst den Weltmeistertitel von Lukas Dauser am Folgetag sahen vor Ort mehr Turnfans aus dem fernen Brasilien als aus Deutschland. Welches Zeichen man damit setzen wollte, war bei Redaktionsschluss nicht bekannt. Man kann nur hoffen, dass mit Blick auf das nächste Großereignis „um die Ecke“ (WM in Rotterdam im Herbst 2026) die Prioritäten anders gesetzt werden: Wenn schon Deutschlands Kunstturner Nummer 101-500 (bei geschätzten 100 deutschen Aktiven pro Ligastaffel; die Top 100 der 1. Liga hatten ja wettkampffrei) schon keinen Wert auf Unterstützung unserer Nationalmannschaft legen, brauchen wir uns über mangelnde mediale Präsenz unserer Sportart nicht zu wundern.
Damit zurück in die Arheit-Halle. An den Ringen setzte sich das Elend leider fort: Nach drei ordentlichen bis guten Leistungen, unter denen Björns Übung erneut hervorragte, kassierte der kurzfristig für Leo eingesprungene Sverre Weiss gar einen „Zehner“ aufgrund einer Nichtanerkennung von Elementen und daraus resultierendem Penalty wegen zu kurzer Übung. Daraus ergab sich ein wenig hoffnungsvoller Halbzeitstand von 7:30.
Nach der Pause gab es am vierten Gerät das schon gewohnte Bild: Gut ausgeführte, aber für die Bundesliga insgesamt zu einfache Karlsruher Sprünge ließen keinen Raum für eine Ergebnisverbesserung, auch wenn der Schaden hier mit 2:9 noch in Grenzen gehalten werden konnte dank ansprechenden Leistungen von Neyén Eder und Julius Kramer – ersterer neben Björn heuer der einzige Punktesammler für den TSV, letzterer erneut mit der Tageshöchstnote für die Turner vom Grollenberg (12,0).
An Barren und Reck konnte die Grötzinger Riege keinen Scorepunkt mehr erzielen. Positiv zu erwähnen ist hier allerdings, dass man die ohnehin ausweglose Situation dahingehend zu nutzen wusste, als dass erstmals alle TSV-Turner sich an die Demonstration eines Flugelementes wagten – zwar auf Kosten der Ausführung, aber mit Blick auf die weitere Saison ganz sicher eine richtige und wichtige Entscheidung. Insbesondere Sverre ist mit einem Schwierigkeitswert von 3,1 nun im oberen Drittel der Liga angekommen. Vier Wettkampftage bleiben noch, um die Inhalte auch sauber abzurufen – am besten gleich nächste Woche beim Tabellenführer TG Allgäu.
JR
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