Saisonausblick TSV 1. Mannschaft (männlich)
Für die meisten Oberstufenschüler ist der August die Haupturlaubszeit – nicht so in der Kunstturnhalle am Grötzinger Grollenberg: Björn Brücher, Leo Huber, Julius Kramer und Sverre Weiss, alle 17 Jahre jung bzw. Jahrgang 2006, bereiteten sich zusammen mit ihrem Bundesliga-Mitstreiter Julian Bertsch (24) intensiv auf ihren ersten internationalen Wettkampf vor. Schwitzen kann man schließlich auch zu Hause – und vornehme Magnesiablässe statt Sonnenbrand hat auch was für sich, schließlich heilen Hautschäden durch raue Reckstangen besser als jene durch übermäßige UV-Strahlung.
Organisiert von Turner-Trainer Lazar Bratan wurde mit ein bisschen „Fünfe gerade sein lassen“ seitens Deutscher Turnerbund die Teilnahme der o.g. Nachwuchsathleten an der traditionsreichen RomGym-Trophy ermöglicht. Wettkampfort war ab dem 31.08. die Bukarester Polyvalent Hall – mit einem Fassungsvermögen von gut 5.000 Zuschauern nicht gerade eine alltägliche Erfahrung. Und so zeigten sich die jungen Turner beim Podiumstraining zwar bis in die vorbildlich gestreckten Zehenspitzen motiviert, aber durchaus auch beeindruckt von der Kulisse, sowie den zum Teil hochkarätigen Mitstreitern: Insgesamt 14 Nationen nutzen das Turnier als Gelegenheit zu einer letzten Generalprobe für die Anfang Oktober stattfindenden Weltmeisterschaften in Antwerpen. Neben zahlreichen mittel- und osteuropäischen Staaten war auch die kanadische Riege vertreten, außerdem der amtierende Olympiasieger am Boden Artem Dolgopyat (Israel) nebst Silbermedaillengewinner Rayderley Zapata (Spanien).
Hier zeigte sich einmal mehr der große Zusammenhalt der Turnfamilie, denn keiner der „Großen“ behandelte die offensichtlich klar weniger professionell trainierende Karlsruher Abordnung in irgendeiner Weise abfällig. Eine besondere Freude bereitete das Wiedersehen mit dem österreichischen Nationalturner Ricardo Rudy, der von 2019-2021 im Bundesligadress für die Turner aus der Fächerstadt aufgelaufen war und sich nun intensiv auf seinen WM-Einsatz vorbereitet.
Den eigentlichen Wettkampf am 01.09. verfolgen entsprechend alle Grötzinger Turnfans zu Hause im Livestream. Da Lazar als Kampfrichter fungierte, wurde die Betreuung durch den Grötzinger Mannschaftsarzt Ingo Schneider übernommen – selber gerade mit nationalen Würden dekoriert als amtierender Deutscher Vizemeister der Senioren in der Altersklasse 50plus – der über die Erlebnisse auch ein anschauliches Tagebuch geführt hat:
Trotz einiger Patzer, die man getrost der Nervosität zuschreiben kann, kann man mit den Wettkampfergebnissen aufs höchste zufrieden sein: Allein die Listung zwischen zahlreichen Weltklasseathleten, die im nichts vergessenden Internet quasi für die Ewigkeit Bestand haben dürfte, war die Mühe allemal wert: Und eine bessere Vorbereitung auf die kommende Drittligasaison (1. Wettkampf am 23.09.) hätte man sich aus sportlicher, vor allem aber aus motivatorischer Sicht nicht wünschen können.
Jens Rudat
(Mannschaftskapitän TSV Grötzingen)